China und das Klima: COP30 in Belém, Brasilien (#146)

Global Temperature Anomalies from 1880 to 2024. Quelle: NASA's Scientific Visualization Studio - Public domain, via Wikimedia Commons
Global Temperature Anomalies from 1880 to 2024. Quelle: NASA's Scientific Visualization Studio - Public domain, via Wikimedia Commons

China ist bereit, die Kommunikation und Zusammenarbeit mit allen Parteien zu verstärken, um den Erfolg der Konferenz sicherzustellen, ein positives Signal für die Aufrechterhaltung des Multilateralismus zu senden, das internationale Vertrauen zu stärken und gemeinsam den Aufbau einer schönen Welt der Harmonie zwischen Mensch und Natur voranzutreiben.

Vizepremier Ding Xuexiang, November 2025, Xinhua

China und das Klima: COP30 in Belém, Brasilien

Auf COP29 in Baku folgt COP30 in Belém. Die Ausgangslage für den diesjährigen Weltklimagipfel, der vom 10. bis zum 21. November im Regenwaldstaat Brasilien stattfindet, faßt eine Analyse des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie zusammen:

Insgesamt wurde ein Rückschritt in der Klimapolitik gerade noch so vermieden, einen wirklichen Fortschritt gab es nicht. Das Konferenzergebnis bleibt deutlich hinter den Zielen des Pariser Abkommens zurück und schafft nicht die dringende Dynamik für einen sbstantiellen Rückgang der globalen Treibhausgasemissionen.

Bekanntes vorab: es sieht nicht gut aus um die Bemühungen der Menschheit, die Klimaerwärmung auf das vor zehn Jahren in Paris beschlossene 1,5 Grad-Ziel zu beschränken. Im Großen wie im Kleinen scheint das Thema bewußt wie unbewußt verdrängt zu werden und rückt im Bewusstsein vieler in den Hintergrund. Konsumlust und Energiehunger hingegen scheinen grenzen- und problemlos. Dieser vermeintlich alternativlosen Wachstumslogik entgegengesetzte Vorschläge, wie verbindliche Regeln oder gar ein wenig Verzicht, kommen mancherorts Schimpfworten gleich. Lautstark werden stattdessen, teils mit religiös-fanatisch anmutendem Eifer, der Glaube an technologische Innovationen als Lösungen und als Allheilmittel für unseren überhitzten und vermüllten Planeten propagiert.

Nicht nur deswegen geht es in Brasilien gar nicht mehr vorrangig um das Verhindern der Erderwärmumg, sondern zunehmend um Anpassung (Adaptation). Maßnahmen zur Anpassung an das, was uns zukünftig aufgrund steigender Temperaturen und Wetterextremen weltweit bevorsteht. Ein Beispiel: einem aktuellen Bericht des Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen zufolge waren im vergangenen Jahrzehnt 250 Millionen Menschen von den Auswirkungen von Wetterextremen betroffen und gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Zahlen, die mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit weiter ansteigen werden.

Weltklimagipfel in Belém – ein paar Fakten

Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Kluft zwischen dem voraussichtlichen Verlauf der globalen Emissionen (basierend auf angekündigten nationalen Zielen und Zusagen [NDCs]) und dem, was zur Erreichung der internationalen Temperaturziele erforderlich ist.

CO2 Emissionen und Klimaziele

Quelle: carbonbrief.org

Dieser Modellberechnung zufolge ist das 1,5 Grad-Ziel in weite Ferne gerückt. Bei einem „Weiter so“-Szenario wird mit einem fast doppelt so hohem Temperaturanstieg von 2,8 Grad gerechnet.

Die kurze Animation zeigt mittels Zeitleiste die größten Verursacher von CO2-Emissionen im Zeitraum von 1970 bis 2023:

Aktuelle Zahlen zum CO2-Ausstoß im Jahr 2024 setzen diesen Trend fort. China war mit 15,5 Milliarden Tonnen die Nr. 1 beim Ausstoß von CO2-Emissionen (entspricht rund 30% der globalen Emissionen). Hinter China finden sich

  • Platz 2: USA mit 5900 Tonnen (ca. 11%)
  • Platz 3: Indien mit 4400 Tonnen (ca. 8%)
  • Platz 4: EU mit 3200 Tonnen (ca. 6%)
  • Platz 5: Russland mit 2600 Tonnen (ca. 5%)

Die EU und die sieben größten nationalen Emittenten (China, USA, Indien, Russland, Indonesien, Brasilien, Japan) sind zusammen für etwa zwei Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

China und das Klima

In Sachen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien haben sich die USA unter Präsident Trump praktisch vollständig zurückgezogen. Der zweitgrößte Verursacher von CO2-Emissionen wandelt auf dem Pfad der fossilen Energien. Somit ruhen die Hoffnungen der Weltgemeinschaft auf der Nr.1 in Sachen Treibhausgasemissionen: Volksrepublik China. Und China nimmt die Rolle als wohlwollende und verantwortliche Großmacht gerne an.

In den staatlichen chinesischen Medien spielt die Klimakonferenz allerdings keine allzu prominente Rolle. Die Global Times hebt stolz in einem Beitrag hervor:

Vertreter aus mehreren Ländern kamen in chinesischen Fahrzeugen an. Dies wurde zu einer symbolträchtigen Szene vor der offiziellen Eröffnung der Konferenz. Sie spiegelt Chinas Bemühungen um eine grüne, kohlenstoffarme Transformation und sein starkes Engagement in der globalen Klimapolitik wider.

Abseits staatlicher Propaganda und außerhalb Chinas fällt das Urteil zu den Klima-Bemühungen des Landes nüchterner aus. Zwar stagnieren die CO2-Emissionen in der Volksrepublik seit gut eineinhalb Jahren und die Energieerzeugung von Solar- und Windfarmen erreicht Rekrodwerte.

Aus Sicht des Climate Action Tracker sind die bisherigen Maßnahmen der als Hoffnungsträgerin für das Klima bezeichneten Volksrepublik China jedoch ebenso unzureichend wie jene der restlichen Großemittenten.

Für Ma Jun, Chinas bekanntesten Umweltaktivisten, setzt die chinesische Regierung auf Wirtschaftswachstum mit grünen Energien und damit auf „die richtige Strategie“:

China ist immer noch die Fabrik der Welt, daran wird sich so schnell nichts ändern. Das Land muss einen Weg finden, weniger umwelt- und klimaschädlich zu produzieren, mit niedriger Abgasbelastung. Sonst wird der Himmel über Peking wieder braun.[SPON]

Welche Kompromisse die Verhandler am Ende der COP30 erzielen, welche Interessengruppen sich durchsetzen, und welche Rolle die Volksrepublik China dabei spielen wird, dass werden die nächsten Tage zeigen.

Mehr zum Thema/Quellen:

Chinas jüngste Ankündigungen zu den nationalen Klimazielen (NDCs):

80 Jahre UN – Donald Trump zu China, Xi Jinping über Klima (#144)

GHG emissions of all world countries, https://edgar.jrc.ec.europa.eu/report_2025?vis=co2tot#emissions_table.
Wer für den CO2-Ausstoß verantwortlich ist, https://www.deutschlandfunk.de/klimawandel-co2-ausstoss-global-cop-30-100.html.
China reaffirms full support for UN’s core role in int’l affairs: vice premier, https://english.news.cn/20251107/c582e7235ab84bef8311072ad3bf6657/c.html.
COP29: Kein „Geschenk Gottes“, https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/8775.
Viele Menschen hier leben heute entkoppelt von der Natur, https://www.spiegel.de/ausland/chinas-energiepolitik-und-die-cop30-viele-menschen-hier-leben-heute-entkoppelt-von-der-natur-a-5227e8d2-3a6e-4f71-b1d6-00a56b827ccc.
Why China’s electric vehicles are chosen as the ‘official pick’ for the climate summit, https://www.globaltimes.cn/page/202511/1347786.shtml.

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