Bücher über China in Deutschland 2021. In diesem Beitrag folgt eine kleine unvollständige Auswahl der Neuerscheinungen des Jahres, die sich allesamt China widmen.
Die Reihenfolge ist rein zufällig und wertfrei.
Bücher über China in Deutschland 2021
„Made in China“ Tilman Spengler
Transit Buchverlag, 2021. 240 S.
Der neue China-Roman des Sinologen und Historikers Tilman Spengler („Lenins Hirn“, „Die Stirn, die Augen, der Mund“) spielt in einem Museum für Kunst und Geschichte in der alten Kaiserstadt Xi’an. Ein Anfang der 1960er Jahre strafversetzter sowjetischer Kulturexperte und dessen Mitstreiter versuchen zu Beginn der Kulturrevolution, die Schließung des Museums – einer „rückwärtsgewandten Institution“ – zu verhindern. Eine weitere Hauptrolle in dem Roman spielt die 1974 entdeckte Terrakotta-Armee.
Beschreibung zu „Made in China“ auf der Webseite des Transit Verlags:
Ein aufregender, komischer, mit viel Wissen erzählter Roman über China, die Kulturrevolution – und eine Ode an die subversive Kreativität.
Aus der Rezension in der FAZ:
[E]ine Parabel auf das heutige China, auf dessen Staatsziel des „Großen Wiederaufblühens der chinesischen Nation“, auf die allgegenwärtige Fake-Kultur,[…] auf den Markt, der alles antreibt.
Herr Spengler im Gespräch bei der Sendung Lesart (23.02.21; Deutschlandradio Kultur):
Es ist eine Liebeserklärung an meine Freunde in China […] und gewiße Abrechnung mit den Leuten, die momentan etwas zu sagen haben.
„China und Japan; Zwei Reiche – eine Kulturgeschichte“ Kai Vogelsang
Kroener Alfred GmbH + Co. 2020. 504 S.
Das neue Sachbuch des Sinologen Kai Vogelsang („Geschichte Chinas“) widmet sich der wechselhaften chinesisch-japanischen Kulturgeschichte über Jahrtausende hinweg.
Herr Vogelsang über „China und Japan“ im Gespräch bei der Sendung Lesart (03.07.21; Deutschlandradio Kultur):
Die gesamten Begriffe der Moderne sind aus Japan gekommen. […] Die Chinesen haben auch den Marxismus aus Japan gelernt […] und Chinesen haben diese Texte aus dem japanischen ins chinesische übersetzt. So dass die Vorgeschichte der KP Chinas ohne diesen japanischen Einfluss eigentlich gar nicht denkbar ist.
Auch hier aus der Rezension der FAZ:
Die Leser werden hier in einen ganzen Kosmos sich über die Jahrhunderte hin erstreckender geistiger Beeinflussungen und Erschütterungen weit außerhalb des westlichen Wirkungskreises hineingezogen.
„Feindbild China. Was wir alles nicht über die Volksrepublik wissen“ Uwe Behrens
Verlag Edition Ost, 2021. 224 S.
Der promovierte Transportökonom Uwe Behrens arbeitete im DDR-Verkehrswesen, lebte von 1990 bis 2017 in China und war dort für verschiedene Logistikunternehmen tätig.
Beschreibung zu „Feindbild China. Was wir alles nicht über die Volksrepublik wissen“ auf der Webseite des Eulenspiegel Verlags:
Zurück in Deutschland, kontrastiert er nun seine Beobachtungen und Erfahrungen mit den Stereotypen der deutschen Medien und den Vorhaltungen der deutschen Politiker an die Adresse Pekings.
Neben Chinas Wiederaufstieg und der Neuen Seidenstraße sind Kapitel des Buches auch der Minderheitenpolitik Pekings gewidmet. Ein Auszug aus dem Kapitel „Die Uiguren-Frage“ erschien im April 2021 in neues deutschland.
Darin nimmt der Autor eine Peking-freundliche Haltung ein und begrüßt die Maßnahmen der Zentralregierung zur Bekämpfung des Terrorismus und Beseitigung der absoluten Armut in der Provinz Xinjiang. In der westlichen Berichterstattung über die Ausbildungs-/Umerziehungs-/Straflager sieht Herr Behrens den Versuch, China zu destabilisieren und ihren Aufstieg zu verhindern.
Was dabei am meisten erschreckt, ist die Tatsache, dass die konstruierten Tatbestände und vorgetragenen Verdachtsfälle ungeprüft von westlichen Medien übernommen werden und als Grundlage für politische Entscheidungen dienen.
„Weiches Begräbnis“ Fang Fang
Hoffmann und Campe, 2021. 442 S.
Mit ihren „Wuhan-Tagebuch“ erlangte die Wuhaner Schriftstellerin Fang Fang weltweite Bekanntheit. In ihrer Heimat wurde ihr der internationale Erfolg vorgeworfen, sie wurde zur Zielscheibe selbsterklärter oder orchestrierter „Patrioten“. Ähnlich 2016, als der Roman „Weiches Begräbnis“ in China erschien. Erst wurde das Buch gefeiert, dann durch einen nationalistischen Online-Shitstorm von der Bildfläche gefegt und nicht mehr erhältlich.
Aus der Perspektive der Protagonistin Ding Zitao erzählt Fang Fang eine Geschichte des modernen China – und über das Vergessen, Verdrängen und Erinnern.
Fang Fang stellt der Heldengeschichte der KP Opferperspektiven entgegen,
schreibt derstandard.
Eine ausführliche Rezension des Romans zum Nachhören im SWR2 Lesenswert Magazin vom 28.03.21.
„Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt“ Stefan Aust & Adrian Geiges
Piper, 2021. 288 S.
Der heutige Herausgeber der Welt, Stefan Aust, und Adrian Geiges, ehemaliger Peking-Korrespondent des „Stern“, haben gemeinsam die erste deutschsprachige Biografie über Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping geschrieben.
Die beiden „renommierten Top-Autoren“ hätten nicht weniger als „das neue Standardwerk über internationale Politik“ verfasst, heißt es auf der Verlagswebseite.
Beschreibung zu „Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt“ des Piper Verlags:
Das Land, in dem die Corona-Pandemie begann – und das sie als erstes besiegte.
Kommunismus als Motor für den Aufstieg zur Weltmacht.
Autokratie mit hippem Lifestyle.
Internationale Politik der Öffnung und nationale Kontrolle durch Überwachung.
Auch beim Thema Menschenrechte und der Lage der Uiguren wollen die Autoren „Schreiben, was ist“ und „Fakten liefern“, so Herr Geiges in Lesart (Link am Ende des Beitrags).
Das Fazit nach der Lektüre sei durchwachsen, urteilt hingegen China-Korrespondentin Ruth Kirchner in Deutschlandfunk:
Eine flott geschriebene, zugängliche Biografie eines der mächtigsten Männer der Welt, bei der man eine Menge über China erfährt. Aber leider ein Buch mit unübersehbaren Schwächen.
Auch in der Süddeutschen fällt das Urteil zu „Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt“ durchwachsen aus. „Lebhafte und treffsichere Analysen über das moderne China der Gegenwart“ würden sich mit „streckenweise einseitigen Darstellungen“ des wirtschaftlichen Aufstiegs abwechseln. Diese erinnerten an den „Regime-Apologeten Frank Sieren“. Ferner sei enttäuschend,
dass sich viele Erzählungen zwar auf eigene Recherchen stützen, die aber häufig schon viele Jahre zurückliegen.
Beispielsweise ein ausführliches Interview mit dem früheren Staatschef Jiang Zemin von 2002.
„Shenzhen – Zukunft made in China“ Frank Sieren
Penguin, 2021. 416 S.
Der Buchautor und Journalist Frank Sieren („Zukunft? China!) lebt seit den 1990er Jahren in der Volksrepublik und hat ein neues Buch geschrieben. „Shenzhen – Zukunft made in China“ trägt den Untertitel:
Zwischen Kreativität und Kontrolle – die junge Megacity, die unsere Welt verändert.
Aus der Beschreibung zu „Shenzhen – Zukunft made in China“ des Penguin Verlags:
Wer wissen möchte, wie wir und vor allem unsere Kinder bald schon leben, welche Technologien sie und die Welt prägen werden, muss durch Shenzhen streifen. […]
Frank Sieren zeigt, wie man dort lebt, wohnt und arbeitet und was wir von dort zu erwarten haben.
Im Gespräch mit Welt schwärmt Herr Sieren von der Einzigartigkeit und zahlreichen den Vorzügen der Megametropole am Perlflussdelta, die das Silicon Valley „so nicht hat“.
Entstanden in einer seltsamen Mischung aus Zufall, quälenden Defiziten und staatlicher Planung. […] Nun ist Shenzhen ist einzige Stadt der Welt, in der das Finanz-, Produktions- und Innovationszentrum in einer Megametropole liegt.
Beeindruckt beschreibt er auch die „Shenzhen Speed“.
Ein Monat im Silicon Valley ist eine Woche in Shenzhen, sagt man.
Mehr zu Bücher über China in Deutschland 2021
DRADIO: Supermacht China: Sachbücher über eine selbstbewusste Nation
“Lesart”-Sendung zu den Neuerscheinungen der Buchautoren Sieren, Aust und Geiges, Vogelsang und Schumann.
Siehe auch:
#16 Liu Cixin – Science-Fiction aus China
Xi Jim Pingpong Chun