„Are you a Chinaman or a Korean?“
„Me a Gold,“ he answered simply.
I was interested to meet one of this disappearing tribe of natives, related to the Manchus and Tungus. I knew there were but about five thousand of them left in Russian territory and a few more in Chinese. They are mostly hunters and fishermen, and such culture as they have is more influenced by China than by Russia, and there are more Buddhists among them than Orthodox, and plenty still are heathen.
Vladimir Arsenyev, Dersu Uzala, S.34.
Ein kurzer Beitrag über eine wahre Geschichte aus Russlands Fernem Osten, die auch ein Jahrhundert später in vielerlei Hinsicht interessant und aktuell ist.
Dersu Uzala & Vladimir Arsenyev
Der russische Militär, Naturwissenschaftler und Autor Vladimir Arsenyev lebte von 1872–1930. Den Großteil seines Lebens forschte er in Ostsibirien, Russlands Fernem Osten. 1923 veröffentlichte Arsenyev seine Memoiren „Dersu Uzala, Fährtenleser Jäger Fallensteller“, in denen er drei seiner Expeditionen (1902, 1906, 1908) in der Taiga Südostsibiriens erzählerisch verarbeitete. Während dieser Expeditionen traf er auf den Taigajäger Dersu Uzala, einem Angehörigen der Nanai bzw. Goldy.
Die Nanai sind Nachfahren der Jurchen und gehören zur Gruppe der Tungusen. Seit Jahrtausenden ist das Gebiet zwischen Amur und Pazifikküste die Heimat verschiedener Nomadenvölker. Die Ureinwohner lebten im Einklang mit der Natur und von der Fischerei und der Jagd, sowie vom Handel mit Chinesen und Russen. Teilweise bis heute.
In „Dersu Uzala“ beschreibt Arsenyev die traditionelle Lebens- und Denkweise seines Freundes und die Veränderungen der Umwelt durch äußere Einflüsse. Aus russischer Perspektive und als Naturfreund berichtet er kritisch von den Raubzügen chinesischer Banditen, der „Hong-Huzi“:
In their own country the Chinese have long since exterminated the game, almost every living thing. All that is left with them are crows, dogs, and rats. Even in their seas they have exterminated the trepangs, the crabs, the various shell-fish, and all the seaweed. The Pri-Amurian country, so rich in forest and wildlife, awaits the same fate, if energetic measures be not taken soon to prevent the wholesale slaughter by the Chinese. [Dersu Uzala, S.216]
Die Folgen der Moderne, wie der Raubbau an der Natur und der Verlust der Artenvielfalt, sind auch heute noch drängende Themen auf beiden Seiten des Amur bzw. Heilongjiang.
Geschichte entlang der mehr als 4000 Km langen Grenze zwischen Russland und China
Das ressourcen- und artenreiche Gebiet entlang der Flüsse Amur und Ussuri war bis ins späte 20. Jahrhundert Ort zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen China und Russland. Während der chinesische Einfluss bis zur Zeit der frühen Dynastien zurückreicht, nahm jener Russlands ab dem späten 17. Jahrhundert zu.
Mit dem Vertrag von Nerchinsk von 1689 wurden die Gebiete entlang des Amur Teil des Qing-Reichs der Mandschu. Im sogenannten „Jahrhundert der Erniedrigungen“ fielen sie Mitte des 19. Jhdts. mit der Konvention von Peking (1860) und weiteren „ungleichen Verträgen“ wieder an das Russische Reich. 1969 kam es zu monatelangen Gefechten zwischen der Volksbefreiungsarmee und Soldaten der Sowjetunion. Die Streitigkeiten um die mehr als 4000 Km lange Grenze entlang der Flüsse Argun, Amur und Ussuri wurden erst 1991 beigelegt.
Die Ureinwohner waren stets die Leidtragenden im Ringen der Großmächte um Land und Macht. Mit ihnen kamen der Verlust der eigenen Lebensweise, sowie Krankheiten, Alkohol und Opium. Die Angehörigen der Nanai zählen heute noch zur bevölkerungsstärksten indigenen Gruppe im Fernen Osten Russlands. Laut einer Volkszählung leben im frühen 21. Jhdt. jedoch nur noch rund 12 000 Nanai in Russland und weniger als 5000 in China.
Auf russischer Seite ist in Folge der Soviet-Ära nur noch wenig lebendige Kultur von ethnischen Minderheiten wie den Nanai erhalten geblieben.
In Soviet Times the formal creation of their own district, with Troitskoye as its capital, became a testing ground on which these impoverished people, deemed ‘without culture‘, might leapfrog over history into the pure Communism of Homo Sovieticus. [Colin Thubron – The Amur River, S.215]
Vladimir Arsenyev – vom Entdecker zum Spion
Auch Arsenyevs Schicksal und das seiner Familie ist beispielhaft für den staatlich organisierten Terror eines totalitären Regimes. Im Zarenreich noch angesehener Forscher, Entdecker und Militär, wurden Arsenyev und dessen Familie Opfer politischer Säuberungen unter Stalin. Arsenyev verstarb 1930 an einer Lungenentzündung und erlebte die Repressionen, wie einen Haftbefehl gegen ihn, nicht mehr. Ihm wurde vorgeworfen, er sei Kopf einer Spionage- und Terrororganisation im Dienste Japans. Ähnliches wurde auch seiner zweite Frau zur Last gelegt. Sie wurde mehrmals inhaftiert und 1938 als „japanische (wahlweise auch deutsche) Spionin“ erschossen. Auch Arsenyevs Tochter blieb unverschont und landete Anfang der 1940er Jahre im Gulag.
Nach der Zerstörung folgte die Rehabilitation Arsenyevs. In Wladiwostok, der Stadt, in der er und seine Familie lebten, trägt heute ein staatliches Museum zur Geschichte des Fernen Ostens seinen Namen. Mehrere Denkmäler erinnern an das Schaffen Arsenyevs und auch sein Nanai-Freund bleibt unvergessen. 1981 wurde ein Asteroid in der Umlaufbahn des Mars nach Dersu Uzala benannt.
Dersu Uzala von Akira Kurosawa
Arsenyevs Memoiren und dessen Freundschaft zu Dersu Uzala wurde auch zweimal verfilmt, 1961 und 1975. Unten findest Du den Spielfilm von 1975, bei dem Akira Kurosawa Regie führte, und der 1976 den Oscar für den besten Internationalen Film gewann.
Mehr über die Geschichte und den Inhalt des Film möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben. Denn es lohnt sich, den Film mit eigenen Augen zu sehen.
Weiteres Video mit Originalaufnahmen:
Quellen:
Dersu Uzala: Tracker • Hunter • Trapper by V. K. Arseniev, Public Domain via archive.org.
Nanais, https://www.encyclopedia.com/humanities/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/nanais.
Khisamutdinov, Amir. (2020). An Introduction to Vladimir Arsen’ev’s Life: Work, Colleagues, and Family. Sibirica. 19. 1-14. 10.3167/sib.2020.190302.
Thubron, Colin. (2021), The Amur River: Between Russia and China. Harper Collins.
4142 Dersu-Uzala (1981 KE), https://www.spacereference.org/asteroid/4142-dersu-uzala-1981-ke.
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